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AutorenbildTeresa Maier-Zötl

Von der Freude etwas zu verpassen



Kennst Du JOMO? Damit meine ich nicht den Süsswaren - Hersteller aus dem Supermarkt sondern das Akronym für „Joy of missing out.“ Sie bezeichnet die Freude Dinge zu verpassen.

Nicht überall „dabei zu sein“. Sei es bei einer Party oder einem neuen Trend. Sie ist das bewusste Geniessen des Momentes indem ich mich gerade befinde, unabhängig davon was andere tun.

In einer Welt in der man durch ständige Erreichbarkeit und sozialen Medien permanent einen bunten Strauss an Möglichkeiten der Beschäftigung vor der Nase hat, ist dies kein einfaches Unterfangen.

Vorherrschend ist dann oft der bekanntere Gegenspieler: FOMO, die „Fear of missing out“.

In meiner Studentenzeit war dieses Gefühl besonders an Wochenenden sehr präsent.

Die Sorge vielleicht die "Party des Jahrhunderts" zu verpassen war Antrieb Einladungen anzunehmen obwohl es mich eher mit einer Tasse Tee Richtung Couch zog.

Grund dafür: der menschliche Wunsch nach Zugehörigkeit. Nach Prof. Gerald Hüter ist diese Sehnsucht nach Verbundenheit neben Wachstum eines unserer zwei Grundbedürfnisse.(1)

Andere Experten formulieren es als die „Urangst vor sozialer Zurückweisung“. (2)


So kann ein Selfie-Foto von Freunden aus einem angesagten Lokal oder ein Posting eines Traumstrandes bei uns Erlebnisdruck aufbauen. Wir fühlen uns selbst nicht richtig oder glauben am falschen Ort zu sein. Gefühle wie Stress, Neid oder Unruhe können aufkommen. Dieses permanente Vergleichen fördert auch mögliche weitere Konsequenzen wie Smartphone-Sucht, Depression, Angst, Schlafstörungen oder Alkoholprobleme (3). Besonders bei Menschen, die unzufrieden mit ihrem eigenen Leben sind.


Absurderweise glauben wir oft immer etwas besonderes erleben zu müssen.

Die Gier nach dem nächsten Kick ist besonders in uns dann aktiviert wenn wir lange auf einem hohen Stresslevel laufen.

Denn chronischer Stress kann uns gefühlstaub machen. Die Verarbeitung von Erlebtem wird durch permanenten neuen Input und Beschäftigung gestört. Aus Schutz schaltet unser Körper emotional ab.(4)


Daher ist in Langsamkeit und vermeintlich unspektakulärem Erleben ein grosser Schatz verborgen. Raum für Auseinandersetzung mit unserer Innenwelt entsteht.

Entschleunigung und die Reduktion von äusseren Reizen gilt daher nicht nur als Treibstoff für Kreativität und Problemlösung sondern auch für emotionale Selbstregulation. Denn was ist wichtiger zu wissen als was ich brauche und welche Gefühlen gerade da sind? Nur so kann ich für mich passende Entscheidungen treffen, Konflikte vermeiden und in weitere Folge auch Empathie für andere empfinden.

Viel kann man zum Beispiel auch erleben beim Betrachten und Ertasten von Moos.

Einige mögen die Augen rollen und „Langweilig!“ rufen. Wie wichtig aber diese Leerlaufzeiten für das Gehirn sind, zeigen zahlreiche Studien. (5)


4 Impulse für mehr JOMO im Alltag:

  • Frag dich mal öfter: Was fühle ich gerade? Was ist meine Motivation hinter einer Handlung? Achtsamkeit bringt dich in mehr Bewusstheit.

  • Vergleichen mit anderen setzt Gleichheit voraus. Dabei hat jeder andere Bedürfnisse, andere Möglichkeiten, andere Grenzen.

  • Vergiss nicht: Du siehst nur eine Momentaufnahme auf Social media. Auch ich neige manchmal zur Idealisierung der Leben der anderen. Doch was war davor oder danach? Vielleicht war die Reise an den Traumstrand sehr beschwerlich und mit viel Ärger verbunden.

  • Hinterfrage deine Beziehung zu sozialen Netzwerken. Regelmässiges Digital Detox hilft mentalen Abstand zu gewinnen. Hier weiterführende praktische Tipps zum Umgang mit dem Handy: Artikel: 7 Tricks für weniger Zeit am Handy


Quellen:

Foto: Cookie_Studio by freepik.com

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